ÄSTHETISCHE GEDÄCHTNISKONSTRUKTIONEN. WOLFGANG HERRNDORFS „ARBEIT UND STRUKTUR“ (2010-2013) UND „SAND“ (2011)

Document Type : Original Article

Author

Cairo University, Department for German Language and Literature

Abstract

Die Studie widmet sich Memoria- und Selbstdarstellungsfragen bei Wolfgang Herrndorf. Vor dem Hintergrund von Genre- und Mediendebatten wird sowohl bei Arbeit und Struktur (2010/2013), als auch beim Amnesie-Thriller Sand (2011) gezeigt, wie das Gedächtnisthema die Texte modelliert. Sein Blog »Arbeit und Struktur« (2010), posthum als Buch veröffentlicht, beginnt Wolfgang Herrndorf nach der Diagnose eines Gehirntumors: Das Schreib- und Ich-Projekt ist von Erinnerungslücken markiert. Ausgehend vom Blog untersucht die Studie erstmalig Konfigurationen der Gedächtnisstörung bei Herrndorf. Diskutiert werden das Spannungsverhältnis zwischen selbstarchivierenden und selbstauslöschenden Mechanismen, Genre- und (digitale) Medienkonstellationen sowie autofiktionale Schreibweisen. Ein besonderer Fokus gilt dabei den Blogfotos, die zum Großteil aus Selbstporträts bzw. (je nach Definition) aus Selfies bestehen. Herrndorf, der selber Kunstgeschichte studiert, gezeichnet und zeitweise als Cartoonist gearbeitet hat, bewegt sich bei inter- und transmedialen Konfigurationen nicht auf unbekanntem Terrain. Anhand der Untersuchung von Bildkompositionen, der Inszenierung des eigenen Körpers und der Darstellung des Raumes etwa, wird die Bedeutung des Visuellen im Bereich von Digital Life Writing evident. Das Zusammenspiel von Genre, (visuellem) Medium und der (topografischen) Organisation von Gedächtnisräumen konfiguriert zudem den Amnesie-Thriller »Sand« (2011).

Keywords